Das Kinderlabor der Albert-Einstein-Schule
Überall Nebel, es qualmt, Schwaden liegen in der Luft – was wie ein missglücktes Experiment mit weißem Phosphor aus dem Chemieunterricht klingt, ist tatsächlich ganz harmlos. Die Forscherklasse des 6. Jahrgangs nimmt an einem Schulwettwerb teil – da qualmt es halt auch mal. Genauer gesagt hat die Forscherklasse des 6. Jahrgangs der Albert-Einstein-Schule Laatzen am Schulwander-Wettbewerb teilgenommen, der alljährig vom Schulwanderverband, jedes Jahr zu einem anderen Thema, ausgeschrieben wird. Dieses Jahr lautete das Thema „biologische Vielfalt“. Aber wieso qualmt es bei der Teilnahme an einem Wettbewerb? Ganz einfach - Die Klasse stellte aus auf der Wanderung gesammelter Wildkräuter in der Küche Gänseblümchenhonig, Schafsgarbetee, Holunderblütensirup und Sauerampferpesto her.
Die Teilnahme an Wettbewerben ist nur einer von vielen Aspekten, denen die Forscherklassen in und durch ihre Profilstunde vertieft nachgehen konnten.Präparation, Projektarbeit, viele Experimente, Exkursionen und die Untersuchung und Beobachtung von Realobjekten, vertiefender fächerübergreifender Unterricht und das Kinderlabor sind Inhalte, für die Raum geschaffen wird. In diesem Raum haben die Fachlehrer Zeit und die Möglichkeit, besonders auf die Neigungen, Talente, Begabungen und Interessen der Schülerinnen und Schüler einzugehen.
Die kleinen Wettbewerbe, an denen man im Rahmen des Profils Forscher in den Jahrgängen 5 und 6 teilnimmt, dienen dazu, den Schülerinnen und Schüler aufzuzeigen, dass sie jeder Fragestellung, die bei ihnen aufkommt, nachgehen sollten. Dass es klassische Lösungswege gibt, mit Hilfe derer sie den Antworten näherkommen. Sie sollen fähig gemacht werden, auch größere Fragen zu lösen und vor allem sich ihren Fragen, die sie haben zu stellen und ihnen nachzugehen. Die Fragen nach dem „Warum“ und „Wozu“ sind der Schlüssel und allgegenwärtig.
Eine der wesentlichsten Aufgaben der Forscherklasse ist es, das Kinderlabor vorzubereiten und durchzuführen. Was genau ist das Kinderlabor? Seit über zehn Jahren besuchen die vierten Klassen der umliegenden Grundschulen Laatzens und auch Sarstedts die Albert-Einstein-Schule, um mit älteren Schülern und Schülerinnen in erster Linie chemische Experimente durchzuführen, dabei vieles neue zu lernen und zu erleben und die Schule kennen zu lernen. Seit 2012 Jahren ist das Kinderlabor an die Forscherklasse des Gymnasialzweigs angegliedert.
Es ist dabei nicht nur die Aufgabe der Schüler und Schülerinnen, die Experimente mit den Viertklässlern und Viertklässlerinnen durchzuführen, sondern im Vorfeld Experimente zu finden, zu testen, auszuwerten und die optimalen sechs bis sieben Versuche auszusuchen. Meist erhält das Kinderlabor ein Motto, unter dem experimentiert wird. „Hoch hinaus – von Feuerwerk und Raketen“, „Was CO2 so alles kann – von Vortrieb und Auftrieb“ sowie „Küchenchemie“ sind Bespiele aus den letzten Jahren. Ca. 20 Klassen der Grundschulen kommen jährlich zu diesem Event an die Albert-Einstein-Schule.
Nicht nur für die Grundschüler und Grundschülerinnen ist dieser Besuch ein Erlebnis, auch für unsere Forscherklassen. Auf einmal stecken sie in der „Lehrerrolle“, sie geben Hinweise und Erklärungen, und das auf viele verschiedene Weisen, damit jeder der Grundschüler/ die Grundschülerin inhaltlich folgen kann, sie weisen an und ermahnen, wenn nötig, ihnen werden Löcher in den Bauch gefragt, auf ihnen ruhen die Augen der Viertklässler und Viertklässlerinnen, sie müssen oftmals das Eis brechen, wenn die „Kleinen“ etwas scheu vor ihnen sitzen, sie müssen die Zeit im Auge behalten. Das ist sehr viel Verantwortung, die erfahrungsgemäß gut getragen wird. Man kann unseren Forschern und Forscherinnen beinahe dabei zusehen, wie sie diese Erfahrungen zum Aufbau und Festigen ihres Selbstbewusstseins benutzen. In den ersten 90 min, wenn die erste Gruppe Grundschüler/Grundschülerinnen da ist, sind auch unsere Forscher und Forscherinnen noch zurückhaltend – aber schon die zweite Gruppe wird aufgenommen und angeleitet, als ob die Gymnasiasten/Gymnasiastinnen nie etwas anderes getan hätten.
Die Arbeit an und mit Realobjekten sind heiß begehrt, das Unterfangen gestaltet sich aber stets etwas schwierig, denn die Organismen, die die Forscher/ Forscherinnen vis-á-vis kennen lernen möchten – etwa Schlangen, Vogelspinnen u.ä., sind in Schulen meist nicht erlaubt. Ab und zu gelingt es dann doch, ein wirkliches Highlight an die Schule zu holen. Ein wahres Spektakel war es beispielsweise, Edelkrebse in der Hand halten zu dürfen, sie zu vermessen und zu wiegen und dabei zu erfahren, dass Edelkrebse ihren Unmut mit einer schnellen Bewegung mit dem Schwanz zum Ausdruck bringen.
Unsere Schülerinnen und Schüler bringen ihren Unmut glücklicher Weise selten und schon gar nicht auf eine solche Weise zum Ausdruck. Unsere Forscher und Forscherinnen haben ihre Ideen und Wünsche im verstärkten Maße in den Unterricht einfließen lassen, sodass daraus inhaltliche Arrangements entstanden sind, die tatsächlich nur durch die Profilstunde möglich geworden sind.
Autorin: Sonja Kollmeyer