
Matthias Miersch ist zurzeit in aller Munde und äußerst präsent in den Medien. Das liegt an seiner neuen Funktion als Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag.
Doch seine politische Karriere begann klein – bei uns in Laatzen an der AES, an der er 1988 sein Abitur ablegte. Am 19.08.2025 ist er an die Stätte, an der er einst Schüler war, zurückgekehrt, um vor Schüler*innen von seinem Werdegang zu berichten. Doch das interessierte nicht nur die Jugendlichen, begleitet wurde er von ca. 20 Hauptstadtjournalist*innen, die sich eifrig Notizen machten.
Matthias Miersch, der in ein paar Monaten 57 Jahre alt wird, hat nach dem Abitur Rechtswissenschaft (Jura) in Hannover studiert und wurde danach Rechtsanwalt. Sein Einstieg in die Politik nahm im Stadtrat in Laatzen seinen Anfang. Als der Stadtrat die Zuschüsse für Jugendfreizeiten streichen wollte, ging er dagegen vor, da er es als Unrecht empfand – und hatte damit Erfolg! Er wurde dann 2005 erstmals in den Bundestag gewählt und ist bis heute der Direktkandidat des Wahlkreises Laatzen-Springe. Er appelliert an die Schüler*innen, sich politisch zu engagieren und sich auch solche Aufgaben zuzutrauen.
Die im Forum versammelten Schüler*innen löcherten Matthias Miersch mit zahlreichen
kritischen Fragen. So wurde er nach Problemen der sozialen Gerechtigkeit gefragt, was er gegen die Spaltung zwischen Arm und Reich unternehmen möchte und was er dagegen tun will, dass Menschen, die wirklich Hilfe bräuchten, oft kein Geld vom Staat bekämen, während andere, die eigentlich arbeiten könnten, finanzielle Unterstützung erhalten. Dazu hat er eine klare Meinung: Menschen, die nicht arbeiten können, zum Beispiel eine Mutter, die sich keine Kita leisten kann und auch gesundheitlich nicht in
der Lage ist zu arbeiten, müssen natürlich Unterstützung vom Staat bekommen. Gleichzeitig möchte er aber mehr Druck auf diejenigen ausüben, die eigentlich arbeiten könnten, es aber nicht tun und stattdessen lieber zu Hause bleiben und vom Bürgergeld leben. Er meint, dass es unfair gegenüber den vielen Menschen sei, die arbeiten und trotzdem mit wenig Geld auskommen müssen.
Ein Schüler fragte Matthias Miersch, was er tun würde, damit der Beruf des Altenpflegers mehr Anerkennung fände. Miersch erklärte, dass er es gerne sehen würde, wenn die Ausbildung kostenlos wäre. Auch wies er auf ein noch größeres Problemfeld hin: Die Renten seien zu niedrig, damit ältere Menschen im Alter sorgenfrei leben könnten, oft reicht das Geld nur für die eigenen Lebenshaltungskosten.
Nächster thematischer Schwerpunkt war die Umweltpolitik: Er wünscht sich, dass in Zukunft mehr Menschen Bus und Bahn nutzen sollen. Dabei könnte auch vieles online erledigt werden, z.B. der Ticketverkauf, so dass weniger Papier verbraucht werden würde.
Eine Schülerin fragte Matthias Miersch, was er von der AfD halte. Er antwortete, dass er die Partei möglichst klein halten wolle und auch bereit sei, Kompromisse einzugehen. Seine Partei, die SPD, versuche oft Lösungen zu finden, auch wenn das bedeute, dass sie eigene Positionen etwas zurücknehmen müsse. Miersch erklärte, dass viele Menschen zur AfD wechseln, weil soziale Medien großen Einfluss auf politische Meinungen hätten. Besonders Jugendliche ließen sich oft durch Plattformen wie TikTok oder Instagram beeinflussen. Dort äußere sich z.B. auch die Partei ,,Die Linke“ häufig so, dass viele junge Menschen sich von ihr angesprochen fühlen und sie dann wählen würden.
Auch der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen wurde thematisiert. Matthias Miersch erklärte, dass dieses Thema für ihn sehr bedeutend sei und ihn sehr beschäftige. Er finde es völlig inakzeptabel, was die Hamas mit Gewalt durchsetzen will. Gleichzeitig gefalle ihm auch das Verhalten der israelischen Regierung nicht. Er meint, dass die Betroffenen oft ausgeschlossen werden würden und kaum mitreden dürften, wenn wichtige Entscheidungen getroffen werden. Darum sprach er sich dafür aus, dass Deutschland den Waffenhandel mit Israel einschränken oder sogar ganz beenden solle. Er glaubt, dass dies ein Schritt sein könnte, um den Frieden zu fördern und den Menschen in der Region zu helfen.
Matthias Miersch berichtet dann von einer anrührenden Begebenheit, die ihn nachdenklich gemacht habe. Er erfuhr einmal, dass eine Familie aus Deutschland abgeschoben werden solle. Das empfand er als Unrecht, weil die Familie gearbeitet habe und nicht kriminell gewesen sei. Deshalb setzte er sich für sie ein und tatsächlich durfte die Familie bleiben. Der Sohn dieser Familie arbeitet heute sogar mit ihm zusammen im Bundestag in Berlin.
Trotzdem sagt Matthias Miersch, dass dieses Thema sehr schwierig sei. Er meint, dass Menschen, die aus Verfolgungsgründen gezwungen seien, aus ihrer Heimat zu fliehen, in Deutschland den benötigten Schutz bekommen müssten. Wer sich aber nicht an die Regeln halte oder immer wieder Probleme mache, solle auch wieder zurückgeschickt werden können. Für ihn ist wichtig, dass es fair und gerecht zugehe und dass Menschen, die sich bemühen, auch eine echte Chance in Deutschland bekommen.
Wir fanden den Besuch mit den vielen journalistischen Begleitern sehr interessant, auch dass Matthias Miersch seine alte Schule nicht vergessen und sie sogar den Pressevertreter*innen aus Berlin vorgestellt hat. Dafür und dass er die Fragen der Schüler*innen ernst genommen hat, wollen wir danken. Für uns war sein Besuch ein außergewöhnliches Erlebnis, das wir so schnell nicht vergessen werden.
Artikel und Fotos von Lisa Kitzhofer, Elenni Fiedler, Berivan Abdi Nawaf, PK Journalismus (Jg. 10)