Die UN-Generalversammlung tagt im Harz
Die Planspielsimulation Pol&IS des Abiturjahrgangs 2017
„Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit eröffne ich feierlich die Generalversammlung der Vereinten Nationen und freue mich, erstmals als UN-Generalsekretär in diesem hohen Haus vor Sie treten zu dürfen.“ Mit diesen Worten eröffnete Zanjer am 10. Januar 2017 das Planspiel Pol&IS, in welchem 40 Schülerinnen und Schüler der Albert-Einstein-Schule im eingeschneiten Schullandheim Torfhaus im Harz für drei Tage die Geschicke der Welt lenken sollten. Die Schülerinnen und Schüler aus den Politik- undErdkundekursen der gymnasialen Oberstufe nahmen hierfür die Rollen von Regierungschefs, Staats- und Wirtschaftsministern aus zehn Regionen ein, versetzten sich in die Rolle der Weltbank, einflussreicher NGOs oder der Weltpresse – und sahen sich gleich zu Beginn gravierenden weltpolitischen Problemen ausgesetzt.
Die Schülerinnen und Schüler aus den Politik- und Erdkundekursen der gymnasialen Oberstufe nahmen hierfür die Rollen von Regierungschefs, Staats- und Wirtschaftsministern aus zehn Regionen ein, versetzten sich in die Rolle der Weltbank, einflussreicher NGOs oder der Weltpresse – und sahen sich gleich zu Beginn gravierenden weltpolitischen Problemen ausgesetzt. In Afrika galt es eine Hungersnot zu bekämpfen, gleichzeitig schürten Al-Shabab Milizen innere Unruhen, der IS löste im Nahen Osten eine Flüchtlingskrise aus, der Ukraine-Konflikt stellte Europäer wie Russen vor große Herausforderungen und Piraten bedrohten vor dem Horn von Afrika und in Südostasien den Welthandel. Immer wieder appellierte Afrika an die Weltgemeinschaft, den Kontinent nicht zu vergessen und wenn die Wirtschaftsminister den Sitzungssaal verließen, um im Wirtschaftsraum die von den jeweiligen Regionen so dringend benötigten Ressourcen zu erwerben, zeigte sich oft, dass zuvor mühsam ausgehandelte Wirtschaftsverträge manchmal weniger wert waren, als das Papier, auf das sie geschrieben wurden. Nationalistische Bestrebungen ließen den Appell der die Weltbank vertretenden Schüler, zum Wohle aller auf eine ausgeglichene Außenhandelsbilanz hinzuarbeiten, zu oft ungehört verhallen – und spiegelte so ungewöhnlich detailgetreu realpolitische Probleme wieder.
Zeitgleich tagten die Staatsminister im Sicherheitsrat und stationierten auf der Weltkarte Diplomaten und Truppenverbände, um gegen die vielfältigen internationalen Bedrohungen vorzugehen. Mit großem Erfolg bekämpften internationale Truppenverbände das Piraterieproblem am Horn von Afrika und die Gewalteskalation an in Nordafrika infolge des arabischen Frühlings. Andere Krisenherde, wie der IS in Syrien, konnten auch aufgrund des zögerlichen Vorgehens der Staatsminister konnten jedoch nicht befriedet werden. Auch hierin zeigte sich eine große Nähe zur Realität und in der Komplexität der gesamten Simulation, in emotionsgeladenen Telefonkonferenzen und erbost hilflosen Reaktionen bei nationalen Alleingängen, die gegen die Interessen der Weltgemeinschaft verstießen, spiegelte sich das Dilemma der globalen Wirtschafts- und Sicherheitspolitik bemerkenswert detailgetreu wieder. Hinzu kam, dass am Ende jedes simulierten Jahres unvorhersehbare Ereignisse, wie die Veröffentlichung der Panama-Papers, eskalierende Demonstrationen in Tibet oder Unwetterkatastrophen mühsam ausgearbeitete Regierungsprogramme über den Haufen warfen.
Am Ende der dreitägigen Simulation konstatierte der UN-Generalsekretär dann auch vor den Regionsvertretern ernüchtert: „Wir haben große Erfolge erzielt, aber auch schwere Versäumnisse verschuldet. Der Grund für das Scheitern, das muss ich hier ganz deutlich sagen, waren wir dabei selbst!“ Insbesondere die Klimaerwärmung konnten die Regierungschefs nicht stoppen, zu hoch waren die Forderungen der Bevölkerung nach Konsumgütern, zu verlockend die starke Position im globalen Handel. Auch eine Hungerkatastrophe in Indien konnte die Staatengemeinschaft nicht mehr aufhalten, nachdem ein Staatsbankrott der USA in einem gemeinsamen Kraftakt erst in letzter Sekunde abgewendet wurde.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, die es uns ermöglichte mit Mitteln des Bundespresseamtes Frau Dr. Laurien zu unserer Simulation einzuladen. Sie berichtete den Schülerinnen und Schülern aus ihrer langjährigen Erfahrung als Entwicklungshelferin in Afrika und gab detaillierte Einblicke in einen Kontinent, der in seiner Vielfalt, seinem Potential, aber auch in der Vielschichtigkeit der ungelösten politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme so schwer zu erfassen ist. Auch den Jugendoffizieren Dr. Martin Neumann und Daniel Schumann gilt unser ausdrücklicher Dank für die Organisation und Durchführung des Planspiels. Die Schülerinnen und Schüler haben es in der abschließenden Reflektion selbst formuliert, das Planspiel hat nicht nur sehr viel Spaß gemacht, sondern zentrale abiturrelevante Themen in einer Art und Weise vermittelt, wie es in der Schule so nicht möglich ist. Und als beim Frühstück zwischen Nutella und Aufschnitt per Handschlag geheime Abkommen besiegelt wurden oder als am zweiten Tag nach fast 14 Stunden intensiven Verhandlungen, Sonderkonferenzen und flammenden Appellen in den Reden der Regionsvertreter vor der Generalversammlung auch noch der Wirtschaftsminister Arabiens um 21:30Uhr die Auswertung des globalen Handels von der Weltbank erbat, um Strategien für den nächsten Tag auf den Zimmern entwickeln zu können, blieben am großen Erfolg der Simulation keine Zweifel mehr.
Autor: Joris Doelle